
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine hauptsächlich durch Zecken übertragene Erkrankung des Nervensystems. Sehr selten verläuft die Übertragung auch über Produkte aus nicht-pasteurisierter Ziegen- oder Schafsmilch. Als Reservoir für das FSME-Virus gelten kleine Nagetiere, Schafe, Ziegen, Rehe und Rotwild. Eine Mensch-zu-Mensch Übertragung findet nicht statt.
Überträger: Schildzecken (in Europa vor allem Ixodes ricinus)
Erreger: Humanpathogenes Flavivirus
Vorkommen: Europa und Asien (nur Nordhalbkugel)
Inkubationszeit: 3 – 14 Tage
Schutz: Zeckenschutz, ggf. Impfung
Die FSME-Erkrankung verläuft in zwei Phasen und beginnt zunächst nach 3 bis 14 Tagen mit unspezifischen Symptomen, die einer Grippe ähneln. Nach einer etwa einwöchigen Ruhephase treten neurologische Symptome (Hirnhaut-, Hirn- oder Rückenmarkentzündungen) auf, jedoch zeigen lediglich 5 – 25 % der Infizierten überhaupt Symptome. Spätfolgen, wie lange andauernde Kopfschmerzen, Lähmungen oder Anfallsleiden können bei Erwachsenen nach einer schweren Erkrankung zurückbleiben. Diese heilen in den meisten Fällen nach einigen Monaten ab. Eine spezifische Therapie gibt es nicht, jedoch besteht die Möglichkeit sich gegen FSME impfen zu lassen.

Eine vollständige Grundimmunisierung besteht aus drei Impfdosen. Nach dem Standard-Impfschema wird (je nach Impfstoff) die zweite Impfdosis 1 bis 3 Monate nach der ersten und die dritte Dosis weitere 5 bis 12 Monate später verabreicht. Der Abstand zwischen den ersten beiden Impfungen kann auf 14 Tage verkürzt werden, wenn kurzfristig ein FSME-Schutz für die aktuelle Saison benötigt wird. Die Grundimmunisierung sollte jedoch in jedem Fall mit der dritten Impfung abgeschlossen werden. Auffrischimpfungen sind danach je nach Impfstoff und Alter des Geimpften laut Zulassung alle 3 bis 5 Jahre erforderlich. Bei einem der FSME-Impfstoffe kann die Grundimmunisierung mit 3 Impfdosen innerhalb von 21 Tagen durchgeführt werden. In dem Fall ist eine erste Auffrischimpfung nach 12 bis 18 Monaten angezeigt, hiernach dann ebenfalls in einem Abstand von 3 bis 5 Jahren.
Situation in der D / A / CH-Region
In Deutschland sind infizierte Zecken hauptsächlich im Süden des Landes zu finden. Bis 2020 waren 164 Land- und Stadtkreise als FSME-Risikogebiete deklariert. Diese liegen vorrangig in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Sachsen und Thüringen sowie vereinzelt in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. 2021 kamen 5 weitere Kreise (LK Dillingen a. d. Donau, LK Fulda, LK Mittelsachsen, SK Dessau-Roßlau und LK Weimarer Land) zu der Liste der Risikogebiete hinzu. Im Jahr 2020 wurden 704 FSME-Erkrankungen in Deutschland gemeldet, im Jahr davor waren es nur 445. Die Zunahme der FSME-Fälle von 2019 auf 2020 ist womöglich durch das aufgrund der Corona-Pandemie vermehrte Aufhalten in der Natur zu erklären.
Die Schweiz ist fast gänzlich von FSME betroffen. Nur die Kantone Genf und Tessin gelten bislang nicht als Risikogebiete. 2020 wurden in der Schweiz 215 FSME-Erkrankungen gemeldet, was mehr als doppelt so viele im Vergleich zum Vorjahr waren (97).
Das gesamte Land Österreich gilt als Risikogebiet. Zwar sind die absoluten Fallzahlen in den vergangenen Jahren zurückgegangen, was auf eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung rückführbar ist, dennoch gibt es im gesamten Land viele FSME-infizierte Zecken, wodurch weiterhin ein hohes Risiko für Ungeimpfte besteht. Im Jahr 2020 wurde mit 219 Fällen analog zu Deutschland und der Schweiz ein deutlicher Anstieg an FSME-Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahr (108) vermerkt.

Zusätzlicher Schutz vor Zeckenstichen
Eine Impfung gegen FSME schützt zwar vor einer FSME-Infektion, ein Zeckenstich und eine eventuelle Infektion mit anderen Erregern, wie Borrelien, wird jedoch nicht verhindert. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich neben der Impfung auch durch andere Maßnahmen gegen Zecken zu schützen. Zecken halten sich vor allem in hohen Gräsern und im Unterholz auf. Vermeiden Sie also Ausflüge abseits der befestigten Wege. Das Tragen von festem Schuhwerk, langen Hosen und langärmeligen Oberteilen kann die Zecken von der Haut fernhalten. Zusätzlich ist es ratsam sich die Socken über die Hosenbeine zu ziehen, auf heller Kleidung sind Zecken schneller zu erkennen.
Einen zusätzlichen Schutz bieten insektenabweisende Mittel (Repellentien). Zu beachten ist jedoch, dass nicht jedes Repellent gegen Zecken schützt. Lassen Sie sich diesbezüglich in der Apotheke beraten. Repellentien wirken außerdem nur 4 bis 7 Stunden, danach ist eine Auffrischung notwendig. Tragen Sie die Mittel auf die unbedeckten Hautflächen sowie ein Stück weit unter die angrenzende Kleidung auf. Es kann außerdem helfen auch die Kleidung selbst mit Permethrin zu behandeln. Hierfür bieten sich Sprays an.
Nach einem Aufenthalt im Freien sollten Sie Ihren Körper nach Zecken absuchen. Diese befinden sich bevorzugt an dünnen und warmen Hautstellen, wie den Kniekehlen, den Achseln, den Genitalien sowie dem Bauch- und Brustbereich. Bei Kindern sind zudem häufig der Kopf, der Haaransatz und der Nacken betroffen.